ShoShin (初心)- Anfängergeist. Wenn man sich kein finales Ziel setzt, offenbaren sich die unendliche Möglichkeiten. Erreichte Ziele helfen uns grundsätzlich das Fundament für weiteres Handeln zu festigen oder Motivation zu steigern. Doch sie können uns auch täuschen, vor allem wenn ein Ziel als äußere Form und nicht als innerer Fortschritt erreicht wird.
ShoShin hilft uns die Tore dieser unendlichen Möglichkeiten zu öffnen oder die Vergangenheit besser zu verstehen. Auch wenn wir ein Ziel als innerer Fortschritt erreicht haben ist dieser lediglich ein Schritt auf dem unendlichen Weg.
“In the beginner’s mind there are many possibilities, but in the expert’s there are few.”
― Shunryu Suzuki, Zen Mind, Beginner's Mind
In der Kampfkunst ist es wichtig nicht an eigenen Graduierungen oder Errungenschaften zu haften, welche möglicherweise eine äußere Form darstellen und nicht unbedingt die Fähigkeit beweisen Praktisch erfahren zu sein, sondern den Anfängergeist beizubehalten, welcher uns von Anhaftungen befreit und wahren Fortschritt ermöglicht.
Diese Anhaftungen beschränken die Bewegungs- und Konzentrationsfähigkeit, reduzieren Auffassungs- und Reaktionsvermögen wie ein dichter Nebel vor Augen und machen Menschen hochmutig und arrogant. Der Anfängergeist ist bescheiden und ehrlich.
“The goal of practice is always to keep our beginner’s mind.”
― Shunryu Suzuki, Zen Mind, Beginner's Mind: Informal Talks on Zen Meditation and Practice
(Autor: A.Ertis)
Ishin Denshin (以心伝心) – von Herz zu Herz ist die gängigste Übersetzung. Die Wurzeln dieses Ausdrucks der wortlosen Kommunikation liegen im Zen-Buddhismus und prägen seit alters her eine der kulturellen Eigenschaften der Japaner.
Eine Kommunikation von Mensch zu Mensch, welche höchste Aufmerksamkeit, Konzentration und gegenseitigen Respekt erfordert. Durch Aufhalten der Tür, eine Verbeugung zueinander, ein Nicken mit dem Kopf, einen zu Verstehen ohne nachzufragen oder beim Spazierengehen und beim Autofahren stets die Achtsamkeit zu den Mitmenschen zu bewahren. Oder auch beim Gespräch mit Bedacht mit Worten umgehen ohne Jemandem dabei zu nahe treten. Das alles kann Ishin Denshin beschreiben.
In der Kampfkunst ist dieser Zustand besonders wichtig, da es beim Üben einer hohen Konzentration benötigt wird und die Gespräche während des Übens diese Konzentration beeinträchtigen.
Eine überflüssige Erklärung durch den Lehrer schwächt die Eigeninitiative des Übenden und begrenzt Ihn womöglich bei der Suche nach eigenem Weg.
In Aikido findet diese Übertragung der Information durch den mentalen aber auch physischen Kontakt statt. Dabei spielen viele andere Prinzipien wie z.B. ein angemessener Abstand (maai), verbleibende Aufmerksamkeit (zanshin) oder Hingabe beim Angriff und Halten des Kontakts bedeutende Rolle. Während des Ausführens einer Technik oder einer Bewegung wird eine, durch den Kontakt verbleibende Kommunikation unter den Partnern angestrebt. Es entsteht ein gegenseitiges Lauschen auf das Verhalten zu einander, zu einer bestimmten Bewegung oder durch Spüren der Auf- oder Abbau des Energieflusses oder der physischen Kraft, welche verstärkt oder reduziert wirkt.
Dabei ist ein neutraler, vorurteilsloser Zustand eine Voraussetzung um ein Zuhören zu ermöglichen.
(Autor: A.Ertis)
Gaman (我慢) - Ausdauer ist ein Begriff aus Zen-Buddhismus für die Tugend oder Einstellung gegenüber der "anscheinend Unerträglichen" Situationen oder schwierigen Zeiten.
Gaman ist erforderlich für die Kampfkunst-Praxis. Diese Einstellung zu prägen ist von Anfang jeder Praxis an notwendig um bedeutende Fortschritte zu machen. Aber wie sollte ein Anfänger in einer Praxis sich mit Gaman anstrengen wenn er/sie gar nicht weiß was das ist?:)
Als Voraussetzung gilt das Verzicht auf "Ego" in Form von "Ich weiß es", jedoch das Prägen der Form von "Ich kann es". Der Ausgleich ergibt sich in der Geduld.
Ständig nach Erklärungen zu suchen, unaufhörlich Fragen zu stellen, Verstehen zu wollen ohne zu erfahren und voreilige Ansicht zu bilden, genau wie die mangelnde Motivation, Verblendung durch Befürchtungen von Hindernissen, fehlende Glaube an sich Selbst versperrt die Sicht auf den natürlichen Lauf der Dinge.
Darum ist Gaman schon ein Teil des Reigi (Etikette) oder Dojo-Kun (Verhaltensregeln im Dojo). Da dies auf den gleichen Prinzipien basiert sind die Regeln in allen Dojo`s sehr ähnlich.
Jedenfalls wird diese Einstellung in der tatsächlichen Praxis von den Fortgeschrittenen vorgelebt. Dabei ist es natürlich wichtig, dass ein Fortgeschrittener auch in Gaman geübt ist. Bei einem Fortgeschrittenen könnte Gaman durch disziplinierte Übungsweise beobachtet werden. Durch Gaman werden unter Anderem Distanzierung & Timing (maai), Gelassenheit, Innere & Äußere Haltung geprägt.
Strategisch bedeutet dies unabhängig von der Zeitspanne auf eine Lücke im Angriff oder Verteidigung abzuwarten oder auch die Handlungen im eigenen Sinne zum richtigen Zeitpunkt zu beeinflussen.
(Autor: A.Ertis)